Freitag, 12. November 2010

Schönheit ist vergänglich, die Liebe nicht...

Es war einmal ein Mann, der liebte ein Mädchen. Er schenkte ihr Blumen und Süßigkeiten, schrieb ihr Gedichte und sang Lieder über ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit. Auch das Mädchen liebte ihn, aber es war keine Zeit, in der man aus Liebe heiratete. Der Mann war nicht arm, aber die Familie des Mädchen wünschte sich einen noch reicheren oder zumindest erfolgreichen Mann für ihr Mädchen. Es war ein sehr hübsches Mädchen und klug und die Männer lagen ihr zu Füßen. Eines Tages fasste ihre Famile einen General ins Auge. Dieser General lebte nicht nur von seinem Militärgehalt, sondern erwartete auch ein anständiges Familienvermögen, nachdem sein älterer Bruder verstorben war. Es dauerte nicht lang und der General ging bei der Familie ein und aus, war galant zur Mutter, brüderlich mit dem Vater und führte das Mädchen in die feinsten Restaurants, in das Theater und zu Festivitäten aus.
Eines Abends jedoch betrug sich ein schreckliches Unglück. Es hatte die ganze Zeit geregnet und die Steine waren glatt. Der General brachte das Mädchen zurück zum Elternhaus, war aber einen Moment unachtsam, weil er einen Fleck auf seiner Uniform bemerkte und das Mädchen rutschte auf den Steinen aus. Sie fiel hin und schlug sich ihr wunderschönes Kinn aus. Ach war das Jammern groß! Und welch hässliches Schandmal blieb, selbst als die Wunde verheilt war! Der General kam immer seltener in das Haus der Familie und bald darauf sah man ihn mit einer anderen Dirn'.
Das Mädchen hatte er bald vergessen. Die anderen jungen Männer im Übrigen auch. Nur einer war geblieben. Und da die Eltern befürchteten, kein anderer würde sich finden, gingen sie endlich auf sein Bitten ein, das Mädchen heiraten zu dürfen.
In der Nacht nach der Hochzeit lagen die beiden beieinander und sie sprach zu ihm:
"Liebst du mich?"
"Ich hab dich seit dem ersten Blick geliebt und werd dich lieben, bis einer von uns die Augen für immer schließt."
"Trotz der Narbe?"
"Mein Engel, du magst es nicht glauben, aber mit der Narbe bist du noch schöner als bisher! Ist dein Gesicht nun etwas besonderes und die Narbe doch der Grund, weshalb ich dich endlich heiraten durfte. Glaub mir, ich liebe die Narbe fast so sehr wie ich dich liebe."
"Ach herrje! Dabei ist sie doch gar nicht echt!"
"Was meinst du mein Engel?"
"Großmama, meine einzige Freundin in der Familie, malte sie mir mit einer besonderen Farbe, die nur die Zeit abwäscht, weil sie den General nicht mochte und mich liebt. In einem Monat vielleicht ist die Narbe weg..."
"Welch gütige und kluge Frau!"
Seitdem behandelte der Mann diese gütige, kluge Frau als sei sie seine eigene Großmutter und als deren Kinder sie in ein Sanatorium geben wollten, nahm er die Frau in sein Haus auf und lebte glücklich mit ihr, seiner geliebten Frau und den Kindern, die sie ihm schenkte, bis an sein Lebensende.

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